Südosthessen (ots) –
(lei) Mit ihren perfiden und hochkriminellen Machenschaften sorgen sie immer wieder nicht nur für teils erhebliche finanzielle Schäden bei den Betroffenen, sondern hinterlassen bei ihnen auch regelmäßig tiefe emotionale Spuren: Falsche Polizisten, die meist mit einem Anruf den Kontakt zu den Geschädigten anbahnen und mit skrupellos aufgetischten Geschichten zum Erfolg kommen. Oftmals sind es Maschen wie diese:
– „Hallo, hier ist die Polizei. Ihr Sohn / Ihre Tochter hat einen
schweren Autounfall verursacht, bei dem ein anderer zu Tode
gekommen ist. Damit er / sie nicht ins Gefängnis kommt, müssen
Sie eine Kaution zahlen.“
– „Hier spricht Kommissar Müller. Ihre Bank wurde von Verbrechern
gehackt. Ihr Geld ist dort nicht mehr sicher! Übergeben Sie es
uns, mein Kollege kommt und holt es ab“.
Auf letztere Weise hatten Betrüger etwa am Montag (28.10.) eine ältere Frau in Dietzenbach und am Tag darauf eine hochbetagte Bürgerin in Langen überrumpelt und nicht gerade wenig Geld erbeutet (wir berichteten gestern).
Die erstgenannte Masche vom Unfall und der Kaution kam jüngst ebenfalls in Dietzenbach zum Einsatz. Auch hier traf es eine Seniorin. Ein angeblicher Polizist rief die Dame an und schwindelte ihr vor, dass ihre Tochter an einem Verkehrsunfall mit einer schwerstverletzten Frau schuld sei und sie nun eine Bürgschaft zur Haftabwendung leisten müsse. Die Dame ließ sich am gestrigen Mittwoch Geld bei Ihrer Bank auszahlen und übergab gegen 9.30 Uhr eine hohe fünfstellige Summe im Bereich eines Supermarktes in der Gallischen Straße an eine etwa 30-jährige, korpulente Abholerin. Diese war 1,60 bis 1,65 Meter groß, hatte kurze braune Haare und trug einen hellen Pullover, darüber eine dunkle Weste sowie eine dunkle Hose. Die Kriminalpolizei in Offenbach sucht nun Zeugen, die weitere Hinweise auf die unbekannte Frau geben können (069 8098-1234).
Eine annähernd gleiche Story bekam auch ein Senior aus Wächtersbach am Dienstag zu hören, als es bei ihm klingelte. Am anderen Ende der Strippe sprach ein Mann, der sich ein leicht abgewandeltes Pseudonym gab. Er wäre der Sohn des Angerufenen und habe ebenfalls einen tödlichen Unfall herbeigeführt. Auch er wurde aufgefordert, Geld zur Freilassung des angeblichen Angehörigen zu zahlen – nahezu 60.000 Euro lautete die Forderung. Seine Frau und er reagierten jedoch richtig und legten gleich auf, sodass es zu keinem Verlust kam.
Ältere Menschen wie in diesen Fällen geraten häufig ins Visier der Kriminellen. Ihre Opfer finden die Betrüger nicht selten in Telefonbüchern. „Sie suchen nach bestimmten Vornamen, die für diese Generation typisch sind“, erklärt Thomas Leipold, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen. „Für gewöhnlich haben die älteren Semester ein gesteigertes Maß an Hilfsbereitschaft. Anderen in Not zu helfen, ist für sie quasi selbstverständlich“, so der Hauptkommissar, der verdeutlicht, dass Senioren vielfach vulnerabler sind. Im Gegensatz zu vielen Jüngeren lassen sie sich leichter in Aufregung versetzen, wenn etwas Schlimmes passiert und es fällt ihnen zumeist deutlich schwerer, solch eine Situation kritisch zu hinterfragen.
Erst emotionale Nähe, dann der Schock
Zahlreiche Opfer haben lange nach der Tat auch noch mit mentalen Folgen zu kämpfen. „Viele haben ein Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, schämen sich dafür und hadern mit sich. Man muss sich bewusst machen, dass die Täter mit den Gefühlen der Menschen spielen, hochprofessionell sind und unglaublich geschickt agieren. Es gelingt ihnen, die erfundene Notsituation wirklich glaubhaft zu vermitteln. Der Schockmoment, den die Betrüger gezielt herbeiführen, indem sie sich auf die Gefühlsebene begeben, führt dazu, dass die Leute nicht mehr rational denken und handeln. Das ist ihr Ziel. Wenn sie das erreicht haben, sind die Opfer bereit, hohe Beträge zu zahlen“, so Leipold.
Enormer Zeitdruck als Druckmittel
Leipold skizziert, wie die Anrufer zu verhindern versuchen, dass die Opfer in Ruhe nachdenken oder Rücksprache mit jemandem halten können. „Sie verwickeln sie gezielt in ein Gespräch und beschäftigen sie, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, dass hier was nicht stimmt. Die Betrüger bauen einen enormen Zeitdruck auf und fordern ihre Opfer zum umgehenden Handeln auf. Sie sollten beispielsweise gleich zur Bank gehen. Die Zeit dränge, alles hinge nun von den Angerufenen ab.“ Bei solche Schilderungen, gerade wenn es um Geldforderung geht, müssen die Alarmglocken läuten, so der eindringliche Hinweis.
Appell an Angehörige als „verlängerter Arm“ in der Aufklärungsarbeit
Um zu verhindern, dass die Betrüger ihre Opfer erfolgreich täuschen, spielt Aufklärung eine zentrale Rolle. Dabei kann es tatsächlich jeden treffen, egal in welchem Alter. Je bekannter die Betrugsmaschen werden, desto schwieriger wird es für die Gauner, selbst wenn sie in neuen Varianten agieren.
Ganz entscheidend ist, so der Sprecher, sich in der Familie zu besprechen und auf die Masche aufmerksam zu machen. „Wir informieren regelmäßig die Öffentlichkeit über solche Fälle, um diese zum Anlass zu nehmen, Tipps zu geben, wie man sich schützen kann. Die Angehörigen sind dabei wie ein verlängerter Arm in der Aufklärungsarbeit, die das beste Gegenmittel zur Verhinderung solcher Taten ist. Familienmitglieder können daher viel bewirken.“ Wichtig ist auch, vor allem ältere Angehörige zu sensibilisieren, ihnen die Angst zu nehmen beziehungsweise die Gewissheit zu geben, dass so schnell niemand inhaftiert werden kann, sondern wenn überhaupt, stets ein Prozess vorangeht.
Die Tipps der Polizei in Kürze:
– Die Täter versuchen gezielt, durch schockierende Aussagen am
Telefon eine Stresssituation bei den Opfern zu erzeugen. Meist
wird angegeben, ein Bekannter oder Verwandter habe einen
Verkehrsunfall mit einem Todesopfer verursacht. Nehmen Sie sich
Zeit, um die Angaben der Anrufer zu überprüfen. Ein gesundes
Misstrauen gegenüber den Anrufern ist dabei keine Unhöflichkeit.
– Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertgegenstände
bitten!
– Übergeben Sie grundsätzlich niemals Geld oder Wertsachen an
fremde Personen.
– Legen Sie einfach auf und verständigen Sie über den Notruf 110
die Polizei.
– Da die Opfer meist ältere Menschen sind, sollten
Familienangehörige sie auf die Gefahren von solchen Telefonaten
aufmerksam machen.
– Weitere hilfreiche Präventionstipps erhalten Sie bei der
sicherungstechnischen und verhaltensorientierten Prävention des
Polizeipräsidiums Südosthessen unter der Rufnummer 069 8098-2424
oder im Internet unter www.polizei-beratung.de
Offenbach, 31.10.2024, Pressestelle, Thomas Leipold
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Südosthessen
– Pressestelle –
Spessartring 61
63071 Offenbach am Main
Telefon: 069 / 8098 – 1210 (Sammelrufnummer)
Thomas Leipold (lei) – 1201 oder 0160 / 980 00745
Felix Geis (fg) – 1211 oder 0162 / 201 3806
Claudia Benneckenstein (cb) – 1214 oder 0152 / 066 23109
Alexander Schlüter (as) – 1223 oder 0162 / 201 3290
Fax: 0611 / 32766-5014
E-Mail: pressestelle.ppsoh@polizei.hessen.de
Homepage: http://www.polizei.hessen.de/ppsoh
Original-Content von: Polizeipräsidium Südosthessen, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots