Frankfurt am Main (ots) –
Die klassische Brandschutzerziehung hatte für die Feuerwehr Frankfurt schon immer einen hohen Stellenwert. Über Gefahren aufzuklären gehört zu ihrem Auftrag, aber gerade kleine Bürger sind eine besonders wichtige Zielgruppe. Seit einiger Zeit können Gruppen eine nach pädagogischen Gesichtspunkten aufwändig gestaltete Ausstellung bei der Feuerwache 1 in Eckenheim besuchen.
Welche Brandgefahren gibt es zuhause? Eine Kindergruppe steht vor einem großen grauen Kasten, in dem ein Wohnzimmer nachgebaut ist. Der Vorhang hängt über einer Stehlampe, die ein beschädigtes Kabel hat und wenn man genau hinsieht, hat irgendjemand an der Decke den Rauchmelder abgeklebt. „Die Kleinen kommen oft schneller als Erwachsene drauf, was hier nicht sicher ist“, erklärt Katrin Sgroi, die das Team hinter der Brandschutzausstellung leitet. Als Feuerwehrfrau ist sie auch selbst im Einsatz tätig. Die Kinder hören ihr gespannt zu.
Insgesamt gibt es rund 15 dieser Module, die wie Dioramen eine Gefahrensituation darstellen. Die Kinder können viel anfassen und ausprobieren. Als Großstadtkinder lernen sie etwas über Fluchtwege in großen Gebäuden und dürfen tatsächlich auch einen Hausalarmknopf drücken. Alle Kästen haben einen Rollvorhang, so können immer gezielt Szenen geöffnet und gemeinsam erarbeitet werden. Dadurch kann die Führung an Alter und Vorwissen der Gruppe angepasst werden. Im hinteren Bereich der Ausstellung geht es auch um mögliche Gefahren an Silvester und an Bahngleisen.
Eine ganze Ecke in der Ausstellung ist ein Nachbau der Zentralen Leitstelle der Feuerwehr Frankfurt, komplett mit einem echten Disponenten-Tisch. Einer der Kollegen von Katrin Sgroi setzt sich an die Bildschirme während eines der Kinder an einem richtigen Telefon die 112 wählen darf – und übt, wie es ist, wenn man den Notruf wählt, weil es brennt oder weil jemand einen Unfall hatte und den Rettungsdienst braucht. Die Kinder lernen, welche Informationen die Leitstelle benötigt und dass man mit dem Auflegen warten soll, falls der Mitarbeitende in der Leitstelle noch Fragen hat.
Es steht auch eine lebensgroße Puppe mit dicker, dunkler Schutzkleidung und Atemschutzgerät in der Halle. Auf Knopfdruck erklingt das Geräusch, das es macht, wenn ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau durch die typische, dicke Atemschutzmaske atmet. Man denkt sofort an Darth Vader. Es ist sinnvoll, dass Kinder diese Eindrücke sammeln bevor es zum Ernstfall kommt, wenn es z.B. in der Wohnung brennt. „Dann nicht wegrennen und unter dem Bett verstecken. So sehen wir aus, wir kommen und helfen“, sagt Sgroi.
Anders als Verkehrserziehung ist Brandschutzerziehung für Grundschulen nicht vorgeschrieben, für Kindergärten auch nicht. Deshalb geht die Feuerwehr auf die Einrichtungen zu und wirbt für die wichtigen Themen gerade im jungen Alter. Auch Erzieher- oder Lehrergruppen können sich für spezielle Schulungen anmelden. Das Team um Katrin Sgroi kooperiert außerdem mit dem Frankfurter Struwwelpeter Museum, das mit der Geschichte um Paulinchen auf seine Art ja auch Brandschutzerziehung betreibt.
Die Feuerwehr Frankfurt baut die Ausstellungsinhalte für Erwachsene weiter aus, etwa mit Schulungen zum Thema häuslicher Brandschutz für Senioren oder mit Brandschutzunterweisungen für Pflegekräfte. Deshalb heißt die Halle in Eckenheim mit vollem Namen auch schon Brandschutz- und Bevölkerungsschutz-Informationszentrum (BBI). Auch wenn die Geschichten aus den grauen Kästen jetzt schon viele erwachsene Frankfurterinnen und Frankfurter erreichen, wie Katrin Sgroi lächelnd berichtet: „Die Kinder erzählen nämlich zuhause und erklären dann ihren Eltern, dass man vorsichtig sein muss mit Zigaretten und mit dem kaputten Kabel“.
Auf der Webseite der Feuerwehr Frankfurt können sich Gruppen unkompliziert anmelden www.feuerwehr-frankfurt.de/service/brandschutzaufklaerung.
Infokasten:
7. Dezember: Tag des Brandverletzen Kindes
Kinder bis acht Jahre zählen zur Hochrisikogruppe bei sogenannten thermischen Verletzungen. Dabei geht es um Unfälle mit Feuer, aber auch um heiße Flüssigkeiten, wie Kaffee oder Tee, die oft unterschätzt werden. Jedes Jahr müssen in Deutschland mehr als 30.000 Kinder unter 15 Jahren mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden. Rund 7.500 Kinder verletzen sich nach Abgaben des Vereins „Paulinchen e.V.“ so schwer, dass sie stationär behandelt werden müssen. Um das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen und auf die schweren Folgen einer Brandverletzung im Kindesalter hinzuweisen und so Kinder vor Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen zu schützen, ruft der „Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder“ am 7. Dezember eines jeden Jahres, zum „Tag des brandverletzten Kindes“ auf. 2022 lautete das Motto „Verbrannt, verbrüht – was nun?“ Mehr Informationen: https://www.paulinchen.de/
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